Kritik an Low Carb und LCHF
und ketogener Ernährung

Irrtümer, Mythen und berechtigte Kritikpunkte an LCHF

Vielen Menschen ist eine kohlenhydratarme Ernährungsweise nicht geheuer. Dies liegt nicht nur am Reduzieren der „lebenswichtigen“ Kohlenhydrate, sondern auch am hohen Fettanteil der Nahrung, denn der Verzehr gesunder Fette spielt eine große Rolle bei LCHF.

Kritik Nummer 1: Ketogene Ernährung führt zu Ketoazidose

Das ist falsch. Ketoazidose bedeutet, dass das Blut übersäuert, also einen niedrigen ph-Wert hat. In seltenen Fällen können Typ 1-Diabetiker diesen Zustand zum Beispiel nach einer besonders kohlenhydratreichen Mahlzeit bekommen, wenn ihr Diabetes längere Zeit nicht behandelt wird und deshalb einen starken Insulinmangel mit Ansammlungen von zu vielen Ketonkörpern im Blut zur Folge hat.

Da Typ 1-Diabetiker nicht ausreichend Insulin produzieren, das nötig wäre um Glucose aus dem Blut in die Zellen zu transportieren, müssen diese hierfür Insulin spritzen. Wenn dies nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit nicht geschieht, kann der Blutzuckerspiegel so hochsteigen, dass er toxisch wird. Um dieser lebensgefährlichen Situation entgegenzuwirken produziert der Körper nun eine viel zu große Menge Ketone, damit die Zellen weiterhin mit Energie versorgt werden.

Ketone sind leicht sauer und zu viele Ketone können zu einer Übersäuerung des Blutes führen, der Ketoazidose, die den Erkrankten in ein diabetisches Koma befördern kann.

Manche Ärzte halten deshalb Ketone generell für erste Anzeichen einer Ketoazidose und warnen vor ketogener Ernährung. Ernährungsbedingte Ketose ist jedoch etwas völlig anderes als eine Ketoazidose, denn Ketose ist ein beeinflussbarer Stoffwechselzustand. Eine Ketoazidose hingegen ist ein schwerer Krankheitszustand. Dieser tritt nur bei Typ 1-Diabetikern auf und kann auch durch Ernährung nicht beeinflusst werden.

Zum Vergleich: In tiefster Ketose, beispielsweise während des Fastens, hat man einen Ketonspiegel von maximal 5 bis 7 mmol/L. Mehr ist durch Ernährung nicht zu erreichen. Bei einer Ketoazidose hingegen erreicht man einen Ketonspiegel von mehr als 20 mmol/L.

Richtig ist aber, dass eine ketogene Ernährung, die als Langzeittherapie angewandt wird, durch die Ketonkörper zu einer leichten Übersäuerung des Blutes führen kann. Dies betrifft vor allem Menschen, die sehr wenig trinken. Der Autor Friedrich A. M. Baumeister empfiehlt daher in seinem Buch "Ketogene Diät: Ernährung als Therapiestrategie bei Epilepsien und anderen Erkrankungen" vor allem Eltern kleiner Kinder, die krankheitsbedingt ketogen leben, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Gerade bei Infektionen muss die Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein. Auch wenn Medikamente, die die Carboanhydrase hemmen, wie beispielsweise Topiramat, Zonisamid, Sultiam oder Azetazolamid, eingenommen werden, muss der Säure-Basen-Haushalt gründlich beobachtet werden.

Kritik Nummer 2: Fettreiche Ernährung führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen

In den Bereichen „Fette und Fettsäuren“ und „Cholesterin“ wird ausführlich auf diese Thematik und wie diese Meinung entstand, eingegangen.

Zusammenfassend lässt sich noch einmal sagen, dass zahlreiche Studien seit 2004 immer wieder bestätigen, dass kohlenhydratarme Ernährung, die dafür einen großen Anteil gesunder Fette enthält verglichen mit kalorienreduzierter fettarmer Ernährung folgende gesundheitliche Vorteile hat:
  • größere Gewichtsabnahme
  • Abbau von Körperfett
  • niedrigeren Blutdruck
  • bessere Ergebnissen bei HDL-Cholesterin, Triglyceriden, dem Verhältnis von HDL zu LDL, dem Verhältnis von Triglyceriden zu HDL, der LDL-Partikelgröße
  • besserer Blutzuckerspiegel, Insulinspiegel und Verbesserung der Insulinsensitivität

Kritik Nummer 3: Kohlenhydrate sind wichtig für Gesundheit und Energieversorgung

Vielen Menschen ist es nicht geheuer, einen bestimmten Energieträger, in diesem Fall Kohlenhydrate, drastisch zu reduzieren. Sie meinen, dem Körper damit etwas Wesentliches zu entziehen bzw. vorzuenthalten, was dieser für die normale Energieversorgung und Aufrechterhaltung der Gesundheit aber dringend benötigen würde.

Fakt ist, dass Kohlenhydrate aus der Nahrung kein essenzieller Bestandteil unserer Ernährung sind, essenziell sind nur Fett- und Aminosäuren.

Man muss sich vor Augen führen, für was der Körper Kohlenhydrate nutzt: zur schnellen, sofortigen Energiegewinnung. Alles, was darüber hinaus zugeführt wird (und die meisten von uns sind keine Hochleistungssportler sondern arbeiten sitzend im Büro) wird, wenn die Glykogen-Speicher des Körpers voll sind (und sie sind nicht besonders groß), als Fett eingelagert.

Der Körper hat also ganz natürlich ab einer bestimmten Zufuhr an Kohlenhydraten keine Verwendung mehr für diese und lagert sie ein.
Befindet man sich jedoch dauerhaft oder zumindest immer wieder im Fettstoffwechsel, dem Stoffwechselzustand unserer Vorfahren, kann der Körper kontinuierlich die Fettdepots zur Energiegewinnung nutzen und auch das Fett aus der Nahrung problemlos verbrennen.

Es gibt einige Systeme im Körper wie die roten Blutkörperchen oder die Leber, die Glucose zur Energiegewinnung benötigen. Diese erhalten sie aus den Kohlenhydraten, die sich in Gemüse, Eiern, Nüssen, Samen etc. befinden. Eine LCHF-Diät ist nicht kohlenhydratFREI, für solch eine Ernährungsform müsste man ausschließlich Öl zu sich nehmen, und das würde dauerhaft zu starken Nährstoffmängeln führen und ist auch in keinster Weise empfehlenswert.

Das Gehirn kann Ketonkörper ideal zur Energiegewinnung nutzen, Sie müssen bei kohlenhydratarmer Ernährung weder Angst vor Energiekrisen noch vor Verdummung und kognitiven Einschränkungen haben.

Hinzu kommt, dass eine LCHF-Ernährung reich an wertvollen Nährstoffen ist: Gemüse, Samen, Nüsse, gesunde Fette, wertvolle Proteine, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente – all dies erhalten Sie, und diese Nährstoffe sind essenziell für Ihre Gesundheit. Von der Ausgewogenheit dieser Ernährungsform können Sie sich in unserem Rezeptteil überzeugen.

Weitere Informationen über LCHF bzw. ketogene Ernährung und Gesundheit erhalten Sie im Gesundheitsbereich. Über den Fettstoffwechsel und den Kohlenhydratstoffwechsel können Sie hier nachlesen.

Außerdem können Sie hier nachlesen, wer gesundheitsbedingt keine ketogene Ernährung durchführen sollte.

Kritik Nummer 4: Ketogene Ernährung kann zu Gicht führen, da sich die Harnsäureproduktion erhöht.

Zu Beginn einer ketogenen Ernährungsweise kann sich der Harnsäurespiegel zunächst erhöhen. Jedoch reguliert sich dieser nach einiger Zeit von selbst und kann sogar unter den Wert vor Umstellung auf eine LCHF-Ernährung sinken.

Es ist bisher noch nicht eindeutig geklärt, warum sich die Harnsäureproduktion zunächst erhöht, doch dies stellten auch bereits Dr. Wolfgang Lutz und Dr. Atkins bei ihren Patienten fest. Sicher ist, dass die Umstellung von Glucose als Hauptenergieträger auf Fett als Hauptenergieträger eine Rolle spielt. In der ersten Zeit der Umstellung hat der Körper nicht mehr ausreichend Energie in Form von Glucose zur Verfügung, kann aber auch die Fettsäuren noch nicht als Energieträger nutzen. Deshalb stellt er mittels Gluconeogenese aus Eiweiß selbst Glucose her. Es ist gut möglich, dass hierbei die Harnsäure entsteht. Kann nach einiger Zeit aber der Körper Ketonkörper bilden und diese auch zur Energiegewinnung nutzen, findet die Gluconeogenese dadurch nur noch in sehr geringem Umfang statt.

Menschen, die bereits an hohen Harnsäurewerten oder Gicht leiden, sollten sich bei einer Ernährungsumstellung ärztlich begleiten lassen.

Weitere Informationen zum Thema LCHF und Gicht erhalten Sie hier.

Kritik Nummer 5: Kohlenhydratarme Ernährung führt aufgrund der Fleisch- und Eiweißlastigkeit zu Übersäuerung

Eine sehr fleisch- und eiweißlastige Ernährung kann laut Meinung vieler Menschen zu einer chronischen Übersäuerung des Körpers führen. Sehr fleisch- und eiweißreiche Ernährung gilt zusammen mit Alkohol und Nikotin als Hauptursache hierfür.
Ob es eine Übersäuerung des Körpers in dieser Form gibt, ist bisher wissenschaftlich nicht bewiesen, auch, ob diese Übersäuerungen überhaupt zu Erkrankungen führen können, ist nicht bekannt.

Unabhängig davon ist eine LCHF-Ernährung, wie sie in diesem Portal vorgestellt wird, in erster Linie sehr gemüse- und fettreich, Fleisch und Eiweiß sind nicht Hauptbestandteil dieser Ernährung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt einen Proteinanteil von ca. 0,8 g/kg Körpergewicht, bei viel körperlicher Bewegung und Stress kann dieser auch erhöht werden. 0,8 g/kg stellt jedoch gerade einmal das Mindestmaß für Nicht-Sportler dar, um keine Muskelmasse einzubüßen.

Menschen, die sich nach LCHF ernähren, nehmen im Schnitt nicht mehr als 1,2 bis 1,3 g Eiweiß/kg Körpergewicht zu sich, viele liegen auch deutlich darunter. Eine LCHF-Mahlzeit setzt sich im Idealfall aus mindestens 75% Fett, 15-20% Eiweiß und 5-10% Kohlenhydraten zusammen. Hier kann in keinster Weise die Rede von einer eiweißlastigen Ernährung sein.

Kritik Nummer 6: Ketogene Ernährung kann dauerhaft zu einer Insulinresistenz führen

Das ist richtig. Wer sich dauerhaft ketogen ernährt, kann damit eine Insulinresistenz induzieren, da die Zellen zunehmend verlernen, auf Insulin zu reagieren, da nur noch sehr wenig Kohlenhydrate verzehrt werden. Das führt auch dazu, dass Kohlenhydrate zunehmend schlechter vertragen werden und Betroffene, die Kohlenhydrate schon vor einer ketogenen Diät nicht vertragen haben, auch auf Mengen, die früher noch vertragen wurden, mit Symptomen reagieren.

Dauerhaft ketogene Ernährung ist nicht notwendig für Menschen, die einfach abnehmen möchten, sich etwas gesünder ernähren oder gewisse Erkrankungen haben, die sich leicht mit dem Einschränken von Zucker und moderatem Low Carb in den Griff bekommen lassen.

Das Wissen darüber, dass ketogene Ernährung zu einer Insulinresistenz führen kann, nutzt jedoch denjenigen Menschen nichts, die eine schwere Erkrankung wie Krebs oder Epilepsie haben und sehr stark auf Kohlenhydrate reagieren, denn diese haben meinst keine andere Wahl, als die Kohlenhydrate so stark zu reduzieren, dass sie sich dauerhaft in Ketose befinden.

Bei Migränikern beispielsweise lauten offizielle Empfehlungen, viele kleine kohlenhydratreiche Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen und auch am Wochenende zum gleichen Zeitpunkt aufzustehen wie unter der Woche etc. Das bedeutet nichts anderes, als die Energieversorgung durch Glucose dauerhaft konstant zu halten – da sonst ein Migräneanfall droht.

In beiden Fällen, kohlenhydratreiche Ernährung mit vielen kleinen Mahlzeiten und ketogener Ernährung, ist die Ernährungsform als Therapie anzusehen. Warum jedoch eine ketogene Ernährung bei Migräne und Epilepsie eher angezeigt ist, erläutern wir im Gesundheitsteil.

Ein schwer chronisch kranker Mensch, der keine Kohlenhydrate verträgt, da diese seine Krankheit mitverursachen oder triggern, hat möglicherweise keine Wahl als sich ketogen zu ernähren, auch wenn dies für ihn dauerhaft eine Insulinresistenz bedeuten könnte.
Auch Krebspatienten, die zusätzlich zu ihren Behandlungen ernährungstechnisch unterstützen möchten, müssen, um von allen Vorteilen einer LCHF-Ernährung zu profitieren, in dieser Zeit ketogen leben.

In jedem Fall raten wir Menschen, die sich dauerhaft ketogen ernähren, sich von einem Arzt begleiten zu lassen und auch den Blutzuckerspiegel regelmäßig zu überprüfen. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel bei ketogener Ernährung sprechen für eine Insulinresistenz.

Kritik Nummer 7: Kohlenyhdratarme Ernährung führt zu Mangelzuständen

Grundsätzlich führt eine ausgewogene kohlenhydratarme Ernährung mit ausreichend Gemüse, wenn es vertragen wird gelegentlich Obst, Milchprodukten, Fleisch, Fisch, Nüssen, Samen, Ölen und Fetten zu keiner Mangelernährung.

Es kann jedoch bei strikter dauerhafter ketogener Ernährung zu einem Carnitin-Mangel kommen. Carnitin wird aus Aminosäuren gebildet und spielt eine große Rolle im menschlichen Energiestoffwechsel.

Es kommt in großen Mengen in Fleisch- und Milchprodukten vor, die auch bei ketogener Ernährung verzehrt werden.
Carnitin wird jedoch für den Transport der Fettsäuren in die Mitochondrien benötigt, wo sie schließlich abgebaut werden. Wer sich ketogen ernährt, benötigt also einen ausreichend hohen Carnitin-Spiegel. Durch den vermehrten Verbrauch von Carnitin zum Transport der Fettsäuren kann es zu Mangelerscheinungen kommen, auch wenn über die Nahrung eigentlich ausreichend zugeführt wird. Sie sollten bei ketogener Ernährung daher regelmäßig ihren Carnitin-Spiegel überprüfen lassen und, falls ein Mangel besteht, L-Carnitin substituieren.

Ein starker Mangel an Carnitin kann in sehr seltenen Fällen zu Symptomen wie Schwäche, Unterzuckerungen, Übersäuerung des Blutes und niedrigem Blutdruck führen. 

Wer sich ketogen ernährt sollte außerdem überprüfen, ob er Medikamente einnimmt, die Carnitinmangel begünstigen (beispielsweise Valproat).
Sie wissen von weiteren Kritikpunkten an kohlenhydratarmer bzw. ketogener Ernährung? Teilen Sie uns diese gerne mit und wir recherchieren, was der aktuelle wissenschaftliche Stand dazu hergibt.

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