Krebs und ketogene Ernährung
Unterstützung von Behandlungsmaßnahmen

Was weiß man über Krebszellen?

Im Jahr 1924 machte Otto Warburg die bahnbrechende Entdeckung, dass Krebszellen im Gegensatz zu gesunden Zellen das ATP (Adenosintriphosphat, vereinfacht gesagt der Energieträger der Zelle) nur zu einem kleinen Teil mit Unterstützung molekularen Sauerstoffs in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, bildeten. Vereinfacht gesagt haben Krebszellen somit eine schwächere Atmung innerhalb der Zelle als gesunde Zellen.

Das bedeutet aber auch, dass Krebszellen ihre nötige Energie auf eine andere Art bilden mussten. Warburg stellte fest, dass die Krebszellen, die er untersuchte, ihr ATP hauptsächlich außerhalb der Mitochondrien bildeten, und zwar aus Vergärung von Glucose mit Unterstützung bestimmter Enzyme. Dies geschah auch dann, wenn ausreichend Sauerstoff zur Energiebildung zur Verfügung gestanden hätte. Durch diese Glucose-Vergärung entsteht Milchsäure, die das umliegende Gewebe säuert, verändert und durchlässiger macht, was den Tumorwachstum begünstigt.

Doch nicht nur Krebszellen nutzen diese Form der Energiegewinnung, auch einige gesunde Zellen vergären Zucker, obwohl sie Sauerstoff zur Verfügung hätten – jedoch in deutlich geringerem Umfang. Dies betrifft beispielsweise Sehzellen im Auge, Nervenzellen oder Zellen in den Wänden der Blutgefäße. Grund ist, dass sie sich so vor freien Radikalen schützen, die bei Sauerstoffatmung entstehen. Da sie besonders empfindlich auf freie Radikale reagieren, schützen sie sich so vor deren Angriff.

Gesunde Zellen nutzen diese Form der Energiegewinnung außerdem, wenn sie nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind, beispielsweise wenn wir stark „außer Atem“ sind.

Krebs als „Stoffwechselerkrankung“?

Warburg bezeichnete die Energiegewinnung der Krebs- bzw. Tumorzellen als aerobe Glykolyse (oder als Vergärung von Zucker) und erhielt für seine Entdeckung Jahre später den Nobelpreis. Seine Untersuchungen und Forschungen konnten in zahlreichen weiteren Tests an Tieren und Menschen seitdem auf vielfache Art immer wieder bestätigt werden.

Warburg schloss daraus, dass die zugrundeliegende Ursache für Krebs vereinfacht gesagt eine Störung der oxidativen Atmungskette in den Mitochondrien wäre, was er jedoch nicht beweisen konnte.

2006 aber konnten Forscher der Universität Jena, des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke und der Berliner Charité zeigen, dass, wenn man die Atmung in den Zellen aktiv unterdrückt, auch bisher gesunde Zellen anfangen sich tumorartig zu vermehren.
Außerdem brachten Sie mittels genetischer Manipulation menschliche von Krebs befallene Dickdarmzellen dazu, ein großes Maß an Frataxin zu produzieren. Dies ist ein Eiweiß, das mit an der Energiegewinnung in den Zellen beteiligt ist. Durch das Übermaß an Frataxin waren die Darmkrebszellen gezwungen, auf Zellatmung umzustellen. Die Krebszellen, die nun ihre Energie notgedrungen mittels Zellatmung gewinenn mussten, wuchsen im Reagenzglas langsamer und im Körper von Mäusen bildeten die Zellen, die übermäßig Frataxin produzierten, kleinere Tumoren als Krebszellen, die nicht behandelt wurden.

Aerobe Glykolyse, also die Energiegewinnung aus Glucose, ist nicht die einzige Möglichkeit für eine transformierte Zelle, sich mit Energie zu versorgen, wenn sie keine Zellatmung betreibt. Dies kann sie auch durch die Oxidation von Glutamin (einer Aminosäure) oder den Abbau von Galaktose (eines Einfachzuckers) erreichen.

Mazurek zeigte 1997, dass jedoch zur Bildung von Metastasen Energie, die aus aerober Glykolyse gewonnen wird, benötigt wird.
Quelle: “Die stille Revolution der Krebs- und Aidsmedizin“, 2006, Heinrich Kremer, S. 213ff

Es zeigte sich, dass Krebszellen sowohl genetisch als auch metabolisch und bioenergetisch den gesunden Zellen von Föten ähneln. So ist beispielsweise die Aktivität der Mitochondrien stark herabgesetzt, dafür aber die Synthese von Enzymen für die glykolytische ATP-Produktion im Zellplasma stark erhöht. Aufgrund weiterer bedeutender Übereinstimmung zwischen fötalen Zellen und Krebszellen hat sich der Begriff der „Re-Fötalisierung“ von Krebszellen gebildet.

Im Gegensatz zu defekten Zellen, die ständig entstehen, täglich absterben und abtransportiert werden, sterben Krebszellen nicht mehr durch pro-oxidativen Stress, da sie den Sauerstoff nicht zwingend zur Energiegewinnung benötigen. Hinzu kommt, wie bereits beschrieben, dass während der aeroben Glykolyse Milchsäure produziert wird, die wiederum den idealen sauren Nährboden liefert, um den Tumor weiter wachsen zu lassen.

Bekannt ist aber, dass Krebs nicht zwingend irreversibel ist. Viele Studien zeigen, dass tumorartige Zellen, die sich durch bestimmte, gezielt gesetzte Einflüsse entwickelt haben, bei Änderung dieser Einflüsse wieder normale, gesunde Zellen wurden.
Auch ist es richtig, dass viele Menschen kleine, unentdeckte Tumore haben, die sich aber nicht weiterentwickeln oder einfach wieder zurückbilden.

Die Ursachen und Auslöser dafür, dass Zellen ihre Mutationen aktivieren und zu Krebszellen werden, sind vielfältig und längst nicht vollständig erforscht. Der Biologieprofessor Thomas Seyfried steht jedoch mit seiner Einschätzung, Krebs könne eigentlich eine Stoffwechselerkrankung sein, nicht alleine da.

Neben Virusinfektionen, Kontamination mit krebserregenden Dämpfen, Materialien oder Inhaltsstoffen gelten auch chronische Entzündungen (zum Beispiel im Falle von Darmkrebs, der sich aus Colitis Ulcerosa entwickelt), nicht behandelte Autoimmunerkrankungen (zum Beispiel Zöliakie) und genetische Veranlagungen als Ursache bzw. mögliche Auslöser. Faktoren, die die Entstehung von Krebs begünstigen können, sind außerdem Ernährung, Stress, Schlafmangel und Bewegungsmangel.

Zucker und Säure befeuern sich gegenseitig

Wie bereits beschrieben, entsteht bei der Energiegewinnung der Krebszellen, also bei der Vergärung von Zucker, Milchsäure, die wiederum sehr gute Bedingungen schafft, um das umliegende Gewebe für weiteren Tumorwachstum vorzubereiten.
Hinzu kommt, dass eine Übersäuerung die Killerzellen des Immunsystems unterdrückt bzw. bremst – der Krebskranke hat so der Krankheit noch weniger entgegenzusetzen.

Die produzierte Milchsäure wird in der Leber zu Zucker umgewandelt, der wiederum über das Blut neue Nahrung für den Tumor bildet – der wiederum noch mehr Milchsäure produziert und so weiter. Die nötige Energie hierzu entzieht der Krebs dem Muskel- und Fettgewebe, weshalb Krebspatienten so rasant abnehmen und an Muskelmasse verlieren. Das so gewonnene Eiweiß und das Glyzerin aus dem Fett wird wieder verzuckert (Gluconeogenese), der Tumor nährt sich weiter.

Ketogene Ernährung bei Krebs

Wer verstanden hat, dass Krebszellen ihre Energie vereinfacht gesagt aus Glucose gewinnen und diese Art der Energie auch benötigen, um Metastasen bilden zu können, kommt schnell auf den Gedanken, den Krebszellen möglichst keinen Zucker mehr über die Nahrung zukommen zu lassen.

Die gesunden Zellen können sich bei einer Ernährungsweise, bei der die Kohlenhydrate sehr stark eingeschränkt sind und der Fettanteil der Nahrung deutlich erhöht ist, über Ketone mit Energie versorgen, die Krebszellen jedoch werden deutlich weniger versorgt, da sie mit dieser Form der Energie nichts anfangen können. Darüber hinaus können Ketone direkt das Wachstum von Krebszellen beeinflussen und hemmen.

Der Körper kann zwar auch aus Eiweiß Glucose bilden und die Leber stellt auch bei ketogener Ernährung Glucose her, jedoch in einem deutlich geringeren Umfang als bei kohlenhydratreicher Ernährung, die heute leider üblich ist.

Um von allen Vorteilen, die man als Krebspatient durch gezielte Ernährung erreichen kann, zu profitieren, reicht es nicht aus, Kohlenhydrate nur etwas zu reduzieren. Das Ziel ist wirklich ketogene Ernährung, bei der der Kohlenhydratanteil meist bei 20 bis 30 g pro Tag liegt und die Leber aufgrund der hohen Fettzufuhr (70-80% der aufgenommenen Kalorien) durchgängig Ketonkörper zur Energieversorgung produziert.

Die roten Blutkörperchen beispielsweise, die jedoch Glucose zur Energieversorgung benötigen, erhalten diesen entweder aus Eiweiß oder aus den Kohlenhydraten, die über Gemüse, Samen und Milchprodukten verzehrt werden.

An Mäusen konnte in einer Studie bereits gezeigt werden, dass es bei 90% derjenigen, die ketogen ernährt wurden, zu einer Tumorrückbildung während der Bestrahlung kam, während bei den nicht ketogen ernährten Tieren das Wachstum durch die Bestrahlung nur verzögert werden konnte.

Eine zuckerarme und somit ketogene Ernährung senkt den Blutzuckerspiegel – und ein hoher Blutzuckerspiegel gilt als Risiko für Krebs. Zudem unterstützt ein hoher Blutzuckerspiegel die Bildung von Hormonen, die anregend auf das Teilungsverhalten von Krebszellen wirken. Auch ein erhöhter Insulinspiegel, wie er mit erhöhten Blutzuckerwerten meist einhergeht, kann das Krebswachstum fördern.
Chronische Entzündungen wie Colitis Ulcerosa führen nach langem Leiden überdurchschnittlich oft Krebs – bei Colitis Ulcerose beispielsweise erkrankt jeder Fünfzigste an Darmkrebs.

Es ist bekannt, dass Zucker Entzündungsprozesse im Körper fördert, und gleichzeitig wirken bei ketogener Ernährung aber auch spezielle Lebensmittel aus der „Keto-Küche“ wie Kokosöl entzündungshemmend. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass auch die Ketone selbst (speziell Hydroxybuttersäure) entzündungshemmende Eigenschaften haben.

Wer Krebs hat, leidet immer auch an einer chronischen, latenten Entzündung des ganzen Körpers, die den Krebspatienten zusätzlich schwächt. Viele Menschen, die an Krebs leiden, nehmen stark ab, da der Körper vermehrt Fett und Muskelmasse abbaut, auch um aus dem Eiweiß der Muskeln Zucker für das Wachstum der Krebszellen gewinnen zu können – Ziel muss also ebenfalls sein, gesunde Zellen mit Energie zu versorgen, damit diese dem Krebs wieder etwas „entgegenzusetzen“ haben.

Ketogene Ernährung und Bewegung verstärken sich in ihrer Wirkung

Im Rahmen der eigenen, individuellen Möglichkeiten sollten Krebspatienten auch Bewegung in ihren Alltag einbauen, am besten ärztlich begleitet. In Ihrem Buch „Ketogene Ernährung bei Krebs“ schreiben die Autoren Ulrike Kämmerer, Christina Schlatterer und Gerd Knoll, dass durch Bewegung entzündungsfordernde Prozesse gehemmt und die Sauerstoffversorgung der Zellen verbessert werden. Die aerobe Glykolyse, die Energieversorgung der Krebszellen, wird herunter reguliert, das Immunsystem gestärkt und der Muskelaufbau gefördert. Die positiven Auswirkungen von Bewegung und Sport auf die menschliche Psyche sind schon lange bekannt, zudem können Nebenwirkungen von Strahlen- und Chemotherapie abgeschwächt werden.

Wichtig ist hier, ein gutes Maß und eine Bewegungsmöglichkeit zu finden, die Freude macht, da sich der Krebspatient nicht überfordern und erschöpfen sollte.

Fasten oder ketogene Ernährung?

Fasten für einen Krebspatienten mag sich makaber anhören – denn sie verlieren meistens ja schon genug an wichtigem Gewicht. Im Film „Fasten und Heilen – altes Wissen und neue Forschung“ wird jedoch gezeigt, dass Krebspatienten eine Chemotherapie besser vertragen bzw. an deutlich weniger Nebenwirkungen leiden, wenn sie während der Therapie-Zyklen fasten.

Ketogene Ernährung ist mit deutlich weniger Entbehrungen verbunden und hat ähnliche Effekte auf den Körper wie fasten, weshalb Menschen, die eine Chemotherapie machen, berechtigt hoffen dürfen, diese besser zu vertragen wenn sie sich ketogen ernähren.

Der Abnahme kann entgegen gewirkt werden, wenn die Kalorienanzahl bei ketogener Ernährung ausreichend hoch ist – hierauf sollte in jedem Fall geachtet werden.
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Gerade Krebspatienten sollten auf keinen Fall auf eigene Faust anfangen, ketogene Ernährung durchzuführen, da dies gerade am Anfang einiges an Vorbereitung und Umstellung erfordert. Sie sollten sich hierbei ärztlich und ernährungstherapeutisch von in dieser Ernährungsform versierten Experten begleiten lassen.
Leider gibt es hiervon nur sehr wenige, weshalb zumindest ein aufgeschlossener Arzt als Partner gefunden werden sollte.

Die Studienlage zu Ernährungstherapie bei Krebs ist derzeit sehr different. Bitte beachten Sie, dass es derzeit keine Ernährung, auch keine ketogene Ernährungsform gibt, die Krebs „heilen“ kann. Ernährungstherapie kann jedoch unterstützen, vorbeugen, mehr Lebensqualität geben oder Nebenwirkungen von Behandlungen und Medikamenten mildern.

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Quellenangabe: