Hauterkrankungen und Low Carb
Neurodermitis, Schuppenflechte und Rosazea

Neurodermitis betrifft häufig schon Kinder

Neurodermitis ist eine der häufigsten Hauterkrankungen. Sie kann völlig unvermittelt auftreten und verläuft häufig bei nicht entsprechender Behandlung chronisch. Menschen mit Neurodermitis bzw. einem „atopischen Ekzem“ leiden immer wieder an Schüben, in denen die geröteten und juckenden Stellen besonders heftig entzündet sind. Besonders Armbeugen und Kniekehlen sind oft betroffen und ein extremer Juckreiz kennzeichnet die Schübe.

Schon Kleinkinder können diese Erkrankung, die als Störung des Immunsystems bzw. Überempfindlichkeit der Haut gilt, bekommen. Das Immunsystem reagiert hier besonders stark auf äußere Einflüsse wie Schweiß, Staub, Chemikalien aber auch auf Stress.
Bei an Neurodermitis Erkrankten ist die Haut grundsätzlich sehr trocken und rissig. Die juckenden Stellen können nässen und Bläschen bilden – die Haut verhornt mit der Zeit.

Neurodermitis scheint auch genetisch bedingt zu sein, denn so gibt es Familien, in denen generationsübergreifend Menschen an Neurodermitis leiden – ansteckend ist Neurodermitis jedoch nicht.

Bakterienzusammensetzung für Neurodermitis verantwortlich?

In der Entstehung von Neurodermitis spielt die Anzahl und Zusammensetzung an Bakterien in unserem Körper eine große Rolle. So haben Betroffene eine geringere Vielfalt an Mikroorganismen was zu einem Ungleichgewicht und somit zu einer höheren Anfälligkeit der Haut für Einflüsse von außen führt.

Ein bestimmtes Bakterium, der Staphylococcus aureus, ist in besonderem Übermaß vorhanden und kann in geschädigte Hautstellen eindringen und so die Problematik verschärfen, indem er Entzündungen provoziert.

Die Kühne-Stiftung für Allergieforschung hat diesen Ansatz als Anlass für Forschungen genommen. Im Laborversuch zeigte sich, dass ein Stärken von „guten“ Bakterien die heftigen Auswirkungen des Staphylococcus aureus eindämmen kann und ähnlich eines schwachen Cortisonpräparats wirkt.

Bei starken Neurodermitis-Schüben ist Cortison bisher die einzige wirksame Behandlungsstrategie, das Problem ist jedoch, dass Cortison die Hautschicht dünner und gefährdeter für Einflüsse von außen macht – auf Dauer also die Erkrankung verstärkt und immer höhere Dosen an Cortison nötig werden, um die Entzündungen vorübergehend einzudämmen.

Ernährungsstrategien bei Neurodermitis: Mit zuckerarmer und weizenfreier Ernährung den Kampf aufnehmen

Wie eine Ernährungsumstellung bei Neurodermitis helfen kann, zeigt sich eindrucksvoll in einer Folge der NDR-Sendung „Die Ernährungsdocs.“
So können auch Zucker und sogenannte „schnelle“ Kohlenhydrate aus Weizen, künstliche Zusätze in Lebensmitteln wie Farbstoffe oder Histamine Schübe und den damit verbundenen starken Juckreiz auslösen. Auch saure Obstsorten wie Kiwi, Orangen oder Zitronen sind für Betroffene „gefährlich“.

Eine Low Carb High Fat Ernährung ist bei Neurodermitis ideal – denn so werden viele Entzündungen auslösende Lebensmittel vermieden und die Haut wird von innen geölt, der Betroffene setzt der trockenen, rissigen Haut etwas entgegen.
Leinöl, Avocados, kaltgepresstes natives Olivenöl, Kokosöl und Weidebutter sind hervorragende, gesunde Fettlieferanten, die Sie bei Ihrer Neurodermitis-Erkrankung unterstützen.

Lebensmittel, die entzündungshemmende Eigenschaften haben, wie Spinat, Brokkoli, Rote Beete, Zwiebeln, Knoblauch, Kurkuma, Ingwer, Blaubeeren oder Zimt, können zusätzlich stark zu einer verbesserten Situation beitragen und sollten Bestandteil des Speiseplans sein. Auch Omega 3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften. Da Fisch jedoch für Betroffene ebenfalls problematisch sein kann, kann hier mit Nahrungsergänzungsmitteln nachgeholfen werden.

Die verzehrten Lebensmittel sollten möglichst natürlich und naturbelassen sein, um E-Nummern und andere für Betroffene schädliche Inhaltsstoffe, also Aromastoffe, Konservierungsstoffe etc. zu vermeiden – selber viel kochen und das Einkaufen von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln ist damit absolut notwendig.

Scharfe Gewürze wie Chili, Tabasco, Pfeffer etc. können Entzündungen fördern und somit die Erkrankung zusätzlich wortwörtlich befeuern. Diese sollten also möglichst gemieden werden.

Wer diese Tipps beherzigt, kann Schübe deutlich reduzieren und ein cortisonfreies Leben führen.

Eine ketogene oder strikte Low Carb Ernährung ist bei an Neurodermitis Erkrankten nicht notwendig – jedoch viele gesunde Fette, Verzicht auf Zucker, Weizen und künstliche Zusatzstoffe deckt sich mit einer Low Carb High Fat Ernährung. Wer sich also kohlenhydratarm und fettreich ernähren möchte und gleichzeitig die obenstehenden Besonderheiten beachtet, kann sich mit Ernährungstherapie selbst behandeln. Die Ernährungsweise muss jedoch beibehalten werden.

Schuppenflechte – eine nicht zu unterschätzende Erkrankung

Schuppenflechte oder auch Psoriasis ist eine chronische Entzündung der Haut, bei der sich schuppende, silbrig- helle Bereiche bilden, die stark jucken.
Besonders betroffen sind häufig Ellbogen, Knie aber auch der Kopf, aber theoretisch kann jede Stelle des menschlichen Körpers betroffen sein. Die Ausprägungen sind von Mensch zu Mensch stark unterschiedlich. Der Schweregrad der Schuppenflechte kann mit Hilfe des PASI-Wertes berechnet werden. Jeder Wert über 10 ist eine schwere Ausprägung.

Doch was ist Schuppenflechte? Die Ursachen sind noch nicht ausreichend erforscht, jedoch scheint es eine Form von Autoimmunerkrankung zu sein, bei der also das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Dies führt zu Entzündungen, die wiederum besonders schnelles und unkontrolliertes Wachstum von Hautzellen zur Folge haben. Normalerweise, bei gesunden Menschen, lösen sich die Zellen der obersten Hautschicht deutlich langsamer – bei Menschen mit Psoriasis ist dieser Prozess krankhaft beschleunigt. Die Oberhaut erneuert sich siebenmal schneller, was zu den typischen Ausschlägen führt.

Zum Ausbruch der Erkrankung kann neben einer Exposition mit Chemikalien, Umweltgiften oder bestimmten Lebensmitteln auch Stress führen.

Aktuell gilt die Erkrankung als unheilbar, jedoch gibt es neue Wirkstoffe, die sie deutlich lindern können. Zu diesen zählen die monoklonalen Antikörpern Secukinumab, die man unter die Haut spritzen kann, und das Medikament Taltz mit dem Wirkstoff Ixekizumab.
Auch experimentelle bzw. alternativmedizinische Therapien mit Schlangengift oder Blaulicht sollen bei einigen Patienten Erfolge gezeigt haben.

Schuppenflechte geht mit einer Reihe an Begleiterkrankungen einher, denn der sogenannte „psoriatische Marsch“, also eine Ausbreitung auf den ganzen Körper bis hin zum Herzen, kann zu chronischen Entzündungen und Gefäßerkrankungen führen. Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen des Darms, der Augen oder von Gelenken sind bei Betroffenen keine Seltenheit. Wichtig ist daher immer, die Schuppenflechte nicht rein symptomatisch zu behandeln, sondern eine Therapiestrategie zu entwickeln, die auch die Begleiterkrankungen miteinschließt.

Wie gesunde kohlenhydratarme Ernährung bei Schuppenflechte helfen kann

Wichtig bei einer ernährungstherapeutischen Behandlung ist es, nicht nur die Schuppenflechte sondern auch möglicherweise bereits bestehende Begleiterkrankungen mit einzubeziehen. Bei einigen Patienten muss daher eine Gewichtsabnahme ebenfalls zentraler Bestandteil der Ernährungsumstellung sein.

Auch hier stellt die Sendung NDR Ernährungsdocs wirksame Methoden vor.
Das Verzehren von Omega 3-Fettsäuren, die entzündungshemmende Eigenschaften haben, beeinflusst die Erkrankung positiv. Wenn möglich sollten die Fettsäuren in Form fetten, gesunden Fischs wie Wildlachs, Aal oder Makrele gegessen werden. Doch auch Nahrungsergänzungsmittel können zum gewünschten Erfolg führen.

Schweinefleisch hingegen sollte gemieden werden, da dieses entzündliche Eigenschaften hat.

Die Ernährungweise sollte kohlenhydratarm und dafür protein- und fettbetont sein. Vitamin E in Form von Weizenkeimöl oder als Nahrungsergänzungsmittel unterstützt die Haut.

Süßigkeiten und Zucker sollten aufgrund der entzündungsfördernden Eigenschaft gemieden werden und auch stärkereiches Gemüse nur reduziert gegessen werden.

Rosazea – geweitete Äderchen im Gesicht

Rosazea ist eine der häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen unter Erwachsenen, die meist erst etwa dem 30. Lebensjahr auftritt.

Rosazea äußert sich in geweiteten Kapillaren im Gesicht. Dadurch entstehen rote Flecken, unter denen die Betroffenen meist sehr leiden, auch Eiterpickel oder Knötchen können sich bilden. Auf Dauer weiten sich die Poren und sind deutlich sichtbar. Juckende, schuppende, brennende und trockene Stellen sind die Regel, auch die Augen können mit Juckreiz reagieren. Als Ursache gilt eine Überreaktion des Immunsystems. Auf dieser Grundlage findet u. a. eine bestimmte Milbenform, die Demodex folliculorum, die bei Rosazea-Patienten besonders zahlreich auf der Haut vorhanden ist, einen idealen Nährboden und verschlimmert damit die gesamte Situation. Auch eine gestörte Temperaturregulierung im Gehirn steht als Ursache für die Gefäßerweiterungen zur Diskussion.
Die Erkrankung ist vererbbar und betrifft vor allem Menschen mit heller Hautfarbe. Auch eine umgangssprachlich als „Säufernase“ bezeichnete, knollige und gerötete Nase kann sich mit Fortschreiten der Erkrankung besonders häufig bei Männern ausbilden. Auch an den Ohren, an den Augen oder am Kinn kann es zu Hautwucherungen kommen.

Die Krankheit gilt als chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Jedoch kann sie symptomatisch behandelt werden, zum Beispiel mit Operationen der Nase oder medikamentöser Therapie. Hier wird vor allem Creme mit Metronidazol oder Azelainsäure verschrieben. Wenn die Erkrankung so nicht in den Griff zu bekommen ist, kommen häufig Antibiotika zum Einsatz.

Gegen die Besiedelung der oben genannten Milbenform kann testweise Permethrin eingesetzt werden. Einige Patienten behandeln ihre Haut mit Laser oder Blitzlampe, um die Gefäßerweiterungen einzudämmen und den Rötungen etwas entgegenzusetzen.

Stress, Alkohol, Koffein, Sonneneinstrahlung, heiße Getränke, heißes Duschen, Zucker oder scharfes Essen sind typische Trigger und können Schübe auslösen. Generell müssen gefäßweitende Nahrungsmittel oder Aktivitäten als Auslöser betrachtet werden. Auch eine Schädigung der Haut im Bereich des Gesichts durch starke Exposition mit UV-Strahlen begünstigt die Entwicklung von Rosazea.
Bei der Pflege der Haut muss auf ph-neutrale, parfum- und seifenfreie Kosmetik und Pflege geachtet werden.
Auffällig ist außerdem, dass viele Rosazea-Patienten an Stoffwechselstörungen leiden.

Zuckerfrei und entzündungshemmend essen – Ernährungstherapie bei Rosazea

In der Sendung „Die Ernährungsdocs“ unternehmen die behandelnden Ärzte einer Rosazea-Patientin den Versuch, eine umfassende, leberstärkende Ernährungsstrategie zu entwickeln, da sie eine Störung auf Stoffwechselebene als ursächlich für Rosazea in Betracht ziehen.

Eine Ernährungsform ohne Zucker, Weizen, schnell resorbierbare Kohlenhydrate und Milchprodukte soll Entzündungsreaktionen reduzieren, die Leber entlasten und den Stoffwechsel regulieren.

Ernährungsexpertin Dr. Anne Fleck erklärt, dass Zucker u. a. hormonbeeinflussende Wirkung hat, was wiederum die Talk- und Fettproduktion in der Haut anregt, wodurch die Haut anfälliger für die Besiedlung von Bakterien wird.

Zudem sollten Patienten Lebensmittel essen, die eine positive Auswirkung auf die Haut haben. Zu diesen zählen gesunde Fette aus Olivenöl, Walnussöl oder Leinöl, Nüsse mit Ausnahme von Erdnüssen, kohlenhydratarme Gemüsesorten und bestimmte ungezuckerte Tees wie Schafgarbe, Brennnessel oder Löwenzahn.

Bei konsequenter Durchführung dieser Ernährungsform und Vermeidung spezifischer, gefäßerweiternder Trigger kann sich die Hauterkrankung deutlich verbessern und sogar gänzlich verschwinden. Auch kann sich die Haut dauerhaft regenerieren, Hautveränderungen und Entzündungen können sich zurückbilden.

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