Schwankender Blutzuckerspiegel
Hypoglykämie und Kohlenhydratunverträglichkeit

Hypoglykämie – was ist das?

Nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit schüttet der Körper Insulin aus, das die nun im Blut befindliche, überschüssige Glucose aus der aufgenommenen Nahrung vom Blut in die Zellen transportiert, bis der Blutzuckerspiegel wieder seinen Normalwert von 90-100 mg/dl erreicht hat. In den Zellen soll die Glucose dem Körper dann als Energieträger zur Verfügung stehen.

Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse von den Betazellen der Langerhans’schen Inseln produziert. Der Körper eines gesunden Menschen, der in moderatem Umfang Kohlenhydrate zu sich nimmt, reguliert die Insulinabgabe danach, ob gerade ein hoher oder niedriger Blutzuckerspiegel vorliegt, ob also viel oder wenig Glucose im Blut ist.

Bei einem Hypoglykämiker ist diese Regulierung – möglicherweise genetisch bedingt – gestört. Sein Körper reagiert sehr stark auf kohlenhydratreiche Nahrung, häufig auch auf komplexe Kohlenhydrate aus Kartoffeln, Hülsenfrüchten und Reis und schüttet zu viel Insulin aus, oder, was aber seltener vorkommt, zu wenig andere blutzuckerregulierende Hormone (wie Adrenalin), die ein zu starkes Abfallen des Blutzuckerspiegels verhindern würden.

Hypoglykämie bedeutet übersetzt „Unterzuckerung“. Es bezeichnet einen Zustand, bei dem der Blutzuckerspiegel nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit zunächst zu stark ansteigt, woraufhin in der Regel zu viel Insulin freigesetzt wird, um anschließend zu stark abzusinken, wodurch der Hypoglykämiker in eine Unterzuckerung mit all ihren Symptomen gerät. Medizinisch liegt ab einem Wert unter 50 mg/dl eine Unterzuckerung vor.

Ein Hypoglykämiker leidet somit unter starken Blutzuckerschwankungen, einem instabilen Blutzuckerspiegel. Diese andauernden, häufig auch unbemerkten Blutzuckerschwankungen, können weitreichende Folgen für den gesamten Körper haben.

Bei Menschen, die an einer Hypoglykämie oder Kohlenhydratunverträglichkeit leiden, ist das Ausschütten von Insulin und Glukagon zur Regulierung des Blutzuckerspiegels nicht ausreichend, deshalb produziert der Körper vermehrt Adrenalin und andere Hormone, die einen weiteren Blutzuckerabfall aufhalten sollen (der eigentliche Gegenspieler des Insulins, Glukagon, reagiert nämlich bei einem zu starken Abfall des Blutzuckers zu langsam). Dies kann zu Symptomen wie Angstzuständen, Herzrasen, Schweißausbrüchen, Aggression, Kopfschmerzen und Migräne führen. Außerdem ist infolgedessen das Gehirn mit Glucose unterversorgt. Eine starke, akute Unterzuckerung kann deshalb beispielsweise außerdem Verwirrtheit, Konzentrationsstörungen, Heißhunger, Störungen des Kurzzeitgedächtnisses etc. bewirken und im Falle von beispielsweise Diabetikern auch lebensgefährlich sein.

Menschen, die an Blutzuckerschwankungen (Hypoglykämie) leiden, haben somit zwei Möglichkeiten, um sich gegen diese zu wappnen: Entweder essen sie alle paar Stunden Snacks und kleine Mahlzeiten, um einen zu starken Blutzuckerabfall zu vermeiden, was die Problematik auf Dauer aber nur weiter verschärft und zu Folgeproblemen führt (Gewichtszunahme, Insulinresistenz, usw.), oder sie verzichten weitestgehend auf Kohlenhydrate, gewinnen die Energie hauptsächlich aus gesunden Fettsäuren und halten ihren Blutzuckerspiegel so konstant.

Es ist gut möglich, dass ein großer Teil der westlichen Bevölkerung an einer Kohlenhydratunverträglichkeit (bzw. fehlenden Anpassung an kohlenhydratreicher Ernährung) leidet, da gerade Erkrankungen wie Migräne auch unter Kindern immer mehr zunehmen, genauso wie kohlenhydratreiches Nahrungsangebot. 
Infografik: Woher die Zuckersucht kommt - LCHF-gesund.de
Infografik: Woher die Zuckersucht kommt - LCHF-gesund.de

Hypoglykämie – das Problem mit der Messbarkeit

Es gibt schulmedizinische Tests, mit denen eine Hypoglykämie nachgewiesen werden kann. Diese Tests werden allerdings von vielen Experten als unzureichend angesehen.

Während des sogenannten „Glucosetoleranztests“ nimmt der Patient nüchtern eine Glucoselösung zu sich. Vor der Einnahme der Lösung wird der Nüchternblutzucker gemessen. Nach dem Trinken steigt der Blutzuckerspiegel naturgemäß an. In periodischen, fest definierten Abständen wird nun immer wieder gemessen, welchen Blutzuckerspiegel der Patient hat. Manche Ärzte messen außerdem den Insulinwert.

Wenn nun die Hormone wie u. a. Adrenalin, die der Körper ausschüttet, um dem heftigen Unterzucker entgegenzuwirken, schneller wirken, als der Arzt den Blutzuckerspiegel misst, verpasst er den Zeitpunkt, zu dem sich der Körper im Unterzucker befunden hat, er misst somit einen „normalen“ Blutzuckerspiegel.

Dabei besteht nur kein messbarer Unterzucker, da das Adrenalin den Blutzuckerspiegel vorher bereits wieder anheben konnte.
Da es schulmedizinisch falsch ist, Menschen, die keinen messbaren Unterzucker im Sinne der offiziellen Hypoglykämie-Definition haben, als Hypoglykämiker zu bezeichnen, verwenden wir hier nach Atkins den Begriff der Kohlenhydratunverträglichkeit.

Eine Kohlenhydratunverträglichkeit haben demnach alle Menschen, die an den Symptomen einer Hypoglykämie leiden, bei denen eine Hypoglykämie aber nicht nachweisbar ist. Bei diesen Menschen reagiert das Adrenalin oft sehr schnell zur Blutzuckerregulierung oder sie bemerken keine eindeutigen Symptome, da sie ihren Blutzuckerspiegel durch ständiges Essen einigermaßen konstant halten.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Hypoglykämie und Kohlenhydratunverträglichkeit eher als Dauerzustand und weniger als Akutzustand aufgefasst werden sollten. Ein Hypoglykämiker, der sich kohlenhydratreich ernährt, leidet quasi ununterbrochen unter den Folgen der Fehlregulation seines Körpers – nicht nur wenn gerade akut eine Unterzuckerung stattfindet.

Hypoglykämie und Kohlenhydratunverträglichkeit – eine Bandbreite an Symptomen

Da bei starken Blutzuckerschwankungen sowohl das Hormonsystem beteiligt ist als auch Organe wie das Gehirn an Energie minderversorgt werden, verwundert es nicht, dass es zu zahlreichen unterschiedlichen Symptomen kommen kann, die in ihrer Komplexität und Vielfältigkeit nicht leicht zuzuordnen sind.

Man sollte außerdem akute von chronischen Symptomen unterscheiden. Eine akute Unterzuckerung zeigt sich noch einmal deutlicher und intensiver als die chronischen, latent unterschwellig vorhandenen Dauersymptome, die auch keiner bestimmten Mahlzeit mehr zugeordnet werden können.

Akute Symptome einer Hypoglykämie/Kohlenhydratunverträglichkeit

  • Herzrasen/Herzklopfen/Herzrhythmusstörungen
  • Panikattacken und Angstzustände
  • Albträume und Schlafstörungen
  • Schwächegefühl, „inneres Zittern“, Händezittern
  • Schweißausbrüche
  • Migräne und Kopfschmerzen

Chronische Symptome einer Hypoglykämie/Kohlenhydratunverträglichkeit

  • Müdigkeit, Energielosigkeit
  • Nervosität, Unruhe, Reizbarkeit
  • Depression
  • Schwindel und Schwäche
  • Verschwommenes, unscharfes Sehen
  • Ohrgeräusche
  • Reizdarmsyndrom
  • Taubheitsgefühle und Prickeln in den Extremitäten
  • Krämpfe
  • Migräne und Kopfschmerzen
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen

Insulin produziert Stress produziert Insulin produziert Stress

Stress, Angst, Nervosität, Anspannung etc. veranlassen den Körper in der Regel, mehr Insulin zu produzieren, als benötigt wird, wodurch der Blutzuckerspiegel zu tief absinkt. Unterzucker wiederum sorgt dafür, dass Adrenalin ausgeschüttet wird, das den Blutzuckerspiegel wieder nach oben regulieren soll – doch es verursacht zudem auch weiteren Stress für den Körper. Hieraus entsteht ein Teufelskreis, da der Mensch in einer Spirale aus Stress, Unterzucker und noch mehr Stress gefangen ist. Isst er dann noch Süßigkeiten, um sich zu trösten oder zu beruhigen (der Verzehr von Schokolade erhöht nachweislich den Serotoninspiegel), verschärft er die Situation. Eine Unterzuckerung und der darauffolgende Adrenalinschub können so auch Auslöser einer Panikattacke sein. Menschen mit Angststörungen, Depressionen etc. sollten daher auch immer ihren Blutzuckerspiegel im Blick haben.

2002 erschien in der Zeitschrift „Zeitschrift Sportmedizin“ ein Artikel von G. Strobel in dem er ausführte, dass Hypoglykämien den Körper zu mehr Freisetzung von Adrenalin veranlassen, also mehr stressen, als ein Herzinfarkt, sportliche oder psychische Belastungen. 

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