Migräne
eine neurologische Erkrankung mit vielen Triggern

Migräne, eine Volkskrankheit

10-15% der deutschen Erwachsenen leiden an Migräne. Hierzu zählen sowohl Menschen, die nur einmalig in ihrem Leben eine Migräneattacke hatten, als auch Menschen mit chronischer Migräne, die an mehr als 15 Tagen im Monat daran leiden.
Migräne kennzeichnet sich typischerweise durch meist einseitige sehr starke bohrende, pulsierende oder hämmernde Kopfschmerzen, die häufig im Nacken beginnen und sich den Hinterkopf bis zum Auge hochschrauben (natürlich gibt es auch andere Migräneformen).

Manchen Migräneanfällen geht eine sogenannte „Aura“ voraus. Hier sehen Menschen beispielsweise Lichtschlieren, Flimmern, einen Punkt in ihrem Sichtfeld oder können sogar zweitweise erblinden. Auch eine starke Empfindlichkeit gegen Licht und Gerüche oder Übelkeit begleitet viele Migräniker. Manche Menschen kennen sogar Sprachstörungen oder vorübergehende Lähmungen. Wieder andere Migräniker leiden ausschließlich an der „Aura“ und haben keine Kopfschmerzen, was aber sehr selten ist.

Ein Anfall kann zwischen wenigen Stunden und mehreren Tagen dauern, häufig fühlen Migräniker sich nach dem Migräneanfall „wie ausgespuckt“ oder als hätten sie gerade eine schwere Erkältung hinter sich. Müdigkeit, Schlappheit und große Erschöpfung kennzeichnen meistens die Phase nach dem Abflauen des Anfalls (manche Menschen kennen jedoch auch das Gegenteil, sie sind völlig von Tatendrang durchdrungen). Der Anfall muss jedoch nicht immer gleich lang und schwer ausfallen, manchmal sind Menschen während des Anfalls mit Hilfe von Medikamenten in der Lage arbeiten zu gehen, manchmal hilft nur das Liegen in einem ruhigen, abgedunkelten Raum, bis der Anfall vorüber ist.

Trigger finden – Anfälle vermeiden?

Migräne ist bisher nicht heilbar und Migräniker sind immer auf der Suche nach ihren sogenannten „Triggern“ und versuchen diese zu meiden. Wetterwechsel, Essen beim Chinesen, Stress, Sport, langes Schlafen, Ausfallen von Mahlzeiten, Fasten, Urlaub und Wochenende (also in der Regel Entspannung), die Menstruation, Alkohol, Schokolade, Sex – all dies sind mögliche Auslöser und das Vermeiden derselben schränkt das Leben der Betroffenen mehr und mehr ein und ist teilweise natürlich auch nicht immer möglich.

Die Trigger stellen hierbei jedoch nicht die Ursache der Migräne dar, vielmehr ist es so, dass die Trigger mit fortschreitender Dauer der Migränekarriere häufig mehr und mehr werden, so als würde man immer anfälliger für äußere Reize. Was einen Anfall auslöst, kann zunehmend diffuser und unerklärlicher werden. Die Frage, die sich stellt, ist, warum so viele Menschen schon auf einfachste Umwelteinflüsse einmalig, selten, gelegentlich oder ständig mit Anfällen reagieren, dass sie für Stunden bis Tage völlig außer Gefecht gesetzt ist.

In einigen Fällen kann die Vermeidung eines sogenannten Triggers jedoch möglicherweise wirklich dauerhaft Migräneanfälle verhindern, nämlich dann, wenn beispielsweise wenn der Anfall immer die Folge der Exposition mit einem nicht vertragenen Lebensmittelzusatz oder anderem Stoff ist. Wer beispielsweise immer zuverlässig nach dem Essen beim Chinesen eine Migräneattacke bekommt, sonst aber migränefrei ist, verträgt wohl wirklich einfach bestimmte Stoffe, die in der Nahrung enthalten sind, nicht und sollte diese meiden. Hier muss sehr wahrscheinlich nicht nach einer weiteren Grundursache gesucht werden.
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Führende Schmerzspezialisten haben nun generell folgende Ratschläge für Migräniker:

  • Geeignete Migräneprophylaxe finden
  • Stress vermeiden
  • Entspannungsverfahren anwenden (Meditation, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung...)
  • Regelmäßig und kohlenhydratreich essen – komplexe Kohlenhydrate sind wichtig für den Energiehaushalt!
  • Einem geregelten Tagesablauf nachgehen, auch am Wochenende, also beispielsweise immer zur selben Zeit ins Bett gehen und aufstehen
  • Rechtzeitig Medikamente (gegen Übelkeit und Schmerzen) einnehmen
  • Bei menstrueller Migräne die Pille einnehmen
Doch selbst wer all diese Ratschläge befolgt, kann weiter unter Anfällen leiden, wenn diese möglicherweise auch seltener werden und nicht mehr so heftig ausfallen - die neurologische Grunderkrankung bleibt ja dennoch weiter bestehen. Viele Migräniker beobachten leider auch eine Zunahme der Anfälle, wenn bspw. Triptane längere Zeit eingenommen werden, selbst wenn diese nur zehnmal im Monat eingenommen werden. Vielen Menschen helfen diese Maßnahmen jedoch auch gar nicht. Hinzu kommt, dass sich Migräne immer mehr ausbreitet und zunehmend auch Kinder von dieser Erkrankung betroffen sind – nur eine Erklärung hierfür wurde von der Wissenschaft bisher nicht zufriedenstellend geleistet, wenn auch laufend neue Studien designt und Medikamente entwickelt werden.

Weitläufige medizinische Meinung ist, dass eine Entzündung der Nervenwände (neurogene Entzündung), die durch stärkere Aktivitäten im Hirnstamm ausgelöst wird, Ursache von Migräne ist.

Durch die Entzündung verdicken sich die Nervenwände schließlich, was zu verringerter Durchblutung führt und so zur Aura-Entstehung beiträgt. Die Entzündung breitet sich bis zur Gefäßwand aus, deren Gefäße sich dadurch weiten und zusätzlich tritt aus den Gefäßen eine Flüssigkeit aus. Die Schwellung und das Austreten der Flüssigkeit verursachen schließlich die starken, pulsierenden Kopfschmerzen. Doch woher die verstärkte Aktivität im Hirnstamm (und evtl. auch Hypothalamus) stammt, ist bisher nicht geklärt – generell können sich wohl verschiedene Reize und Trigger soweit summieren, dass ein Migräneanfall ausgelöst wird, vor allem wenn mehrere Faktoren zusammtreffen. Für schwer Betroffene ist frühzeitige Reizabschirmung und ein ruhiger Lebensstil unabdingbar.

Auch Serotonin spielt bei der Entstehung von Migräne eine große Rolle. So werden zu Beginn eines Migräneanfalls große Mengen an Serotonin (ein gefäßaktiver Neurotransmitter) freigesetzt. In einer Untersuchung aus dem Jahr 1982 konnte gezeigt werden, dass Serotonin wiederum zu verstärkter Freisetzung von Glykogen im Gehirn führt – ein möglicher Hinweis darauf, dass das Gehirn mit Energie unterversorgt ist und so versucht gegenzusteuern.

Da Serotonin gefäßverengend wirkt, ziehen sich die Gefäße zusammen, was schließlich zur Aura führt. Da das in großen Mengen ausgeschüttete Serotonin im Gehirn schnell abgebaut wird, kommt es kurzfristig u. a. im Hirnstamm zum Serotonin-Mangel, was wiederum die Gefäße verdickt und den Kopfschmerz auslöst. Manchen Menschen helfen kurzfristige hohe Gaben von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern während der Migränephase. Auch kohlenhydratreiches Essen oder Triptane erhöhen den Serotoninspiegel bzw. verlangsamen den Abbau. Dass Serotonin einen Anteil am Migränegeschehen hat, ist ohne Zweifel, jedoch ist auch hier der Mechanismus nicht eindeutig erforscht.

Genetisch bedingte Kohlenhydratunverträglichkeit als Ursache für Migräneanfälle

Migräne gilt als neurologische Erkrankung, deren Ursache nicht eindeutig geklärt ist, eine genetische Disposition steht zumindest fest. Sicher ist jedoch auch, dass Menschen, die beispielsweise Verletzungen und Blockierungen an der Halswirbelsäule haben oder an starken Nackenverspannungen leiden (und dadurch eine schlechtere Energieversorgung des Gehirns aufweisen) oder bestimmte Herzfehler haben (Loch in der Herzscheidewand, was zu schlechterer Sauerstoffversorgung im Gehirn führen kann) überdurchschnittlich oft an Migräne leiden.

Eine rein neurologische Ursache ist damit zumindest diskussionswürdig.

Migräniker haben eine schlechtere Glucose-Toleranz als Nicht-Migräniker

Eine im Jahr 2005 erschienene Untersuchung zeigte, dass die Mehrzahl an Migränikern über eine schlechtere Glucose-Toleranz bzw. Insulin-Sensitivität verfügt als Nicht-Migräniker. Es konnte gezeigt werden, dass Migräniker im Glucose-Toleranztest eine wesentlich größere Menge Insulin ausschütten, ihr Blutzuckerspiegel aber trotzdem höher blieb als bei Nicht-Migränikern. Dies bedeutet, dass die Insulin-Rezeptoren weniger stark auf Insulin ansprachen, es quasi nicht mit der Glucose in die Zellen ließen, als dies bei der Vergleichsgruppe der Fall war.
Menschen die an Migräne leiden, schütten demnach mehr Insulin aus als gesunde Menschen, wenn sie die gleiche Menge Kohlenhydrate essen.

Isst ein Migräniker also schnell verwertbare Kohlenhydrate wie Weißmehlprodukte oder gesüßte Speisen und das womöglich noch auf nüchternen Magen, steigt sein Blutzuckerspiegel erst sehr stark an. Daraufhin wird zu viel Insulin ausgeschüttet, da die Rezeptoren an den Zellen nicht mehr ausreichend auf niedrigere Mengen Insulin reagieren. Das viele Insulin schafft es letztlich doch, die Glucose aus dem Blut zu schaffen, senkt den Blutzuckerspiegel aber zu stark ab, da zu viel Glucose aus dem Blut entfernt wird.

In einem 1997 im Magazin Functional Neurology veröffentlichten Artikel schreiben die Autoren Split und Szydlowska, dass Migräne häufig stärker wird oder erstmals auftritt, wenn es zum Ausbruch eines Diabetes kommt, der nicht mit Insulin behandelt wird – ein Zusammenhang zwischen Insulin-Resistenz und Migräne ist somit sehr wahrscheinlich.

Das menschliche Gehirn hat keinen eigenständigen Energiestoffwechsel, es ist auf konstante Energiezufuhr aus dem Blutstrom angewiesen. Es verbraucht bis zu 25% des menschlichen Energiebedarfs und muss daher gründlich versorgt werden. Kohlenhydrate stellen jedoch im Gegensatz zu Ketonkörpern keine konstante, stabile Energiequelle dar.

Migräneanfälle können also bei vielen Menschen (nicht bei allen!) durch starke Blutzuckerschwankungen und ihre hormonellen und vegetativen Folgen ausgelöste Energiekrisen im Gehirn sein. Dass nicht alle kohlenhydratempfindlichen Menschen auf kohlenhydratreiche Ernährung mit Migräne reagieren, ist einfach Veranlagung. Ein anderer bekommt möglicherweise Herzkreislauf-Probleme, wird übergewichtig oder Diabetiker.
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Adrenalin und Cortisol heben den Blutzuckerspiegel

Das ständige Auf und Ab des Blutzuckerspiegels bedeutet für einen Migränikers starken Stress. Wenn der Blutzuckerspiegel zu stark sinkt, muss der Körper gegensteuern, um ihn wieder anzuheben, denn ein dauerhaft niedriger Blutzuckerspiegel ist gefährlich.
Hierfür steht ihm Adrenalin zur Verfügung, das dafür sorgt, dass Glucose aus den Glucosespeichern freigesetzt wird. Außerdem kann mit Hilfe von Cortisol, eines Stresshormons das in der Nebenniere gebildet wird, die Leber mittels Gluconeogenese aus körpereigenem Eiweiß selbst Glucose produzieren – Cortisol sorgt also für die Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Auf diesen Wegen also schafft es der Migräniker, aus dem Unterzucker zu kommen. Auch die Schilddrüsenhormone spielen hier eine Rolle.

Ein gesunder Mensch, der keine starken Probleme bei der Verwertung von Kohlenhydraten hat, kann seinen Blutzuckerspiegel ausreichend durch Insulin und Glucagon regulieren. Der glukose-empfindliche Migräniker jedoch benötigt selbst in entspannten Situationen die Stresshormone Adrenalin und Cortisol als Unterstützung oder muss schnell wieder etwas Kohlenhydratreiches essen, um den Blutzuckerspiegel nach oben zu treiben, was die Problematik aber natürlich weiter verschärft.

Kohlenhydratempfindliche Migräniker leiden an chronischem Stress

Diesen Zustand bezeichnet man auch als Hypoglykämie. Bei ernährungsbedingten Migränikern ist dieser Zustand chronisch geworden – er leidet also zusätzlich an chronischem Stress, bedingt durch Unterzuckerungen, die immer wieder seine Stresshormone fordern. Dies ist eine mögliche Erklärung, warum der Körper zunehmend stressanfälliger wird und auf immer mehr Trigger mit Migräne reagiert. Schon der Rauch einer Zigarette oder grelles Licht können das überforderte System so sehr reizen, dass der Anfall schließlich bei nächster Gelegenheit durch Gefäßverengung oder -erweiterung oder eine Veränderung im Neurotransmitter- und Hormonhaushalt ausgelöst wird.

Zusätzlich zu Migräne kann dies dauerhaft zu Nebennierenschwäche, chronischer Erschöpfung, Depression, Magen-Darm-Beschwerden und diversen anderen chronischen Syndromen führen, da der Körper unter Dauerstress steht. Auch hormonelle Dysblancen können die Folge sein.

Mehrere Studien konnten einen Zusammenhang zwischen Migräne und hohen Cortisol-Spiegeln zeigen. So ergab u. a. beispielsweise eine 2001 im Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry veröffentlichte Studie, dass Menschen mit chronischer Migräne dauerhaft erhöhte Cortisol-Spiegel aufweisen. 
Viele während eines Migräneanfalls erlebten Symptome lassen sich durch die Ausschüttung der Stresshormone erklären: verspannte Muskulatur, Herzrasen oder Panikgefühle, Verdauungsstörungen, kalte Hände und Füße.

Die verstärkte Aktivität im Hirnstamm, die schließlich zur Weitung der Gefäße und somit zu den typischen Migränesymptomen führt, kann also neben Verspannungen und Blockaden in der Halswirbelsäule und eine Minderversorgung mit Sauerstoff auch durch Unterzuckerungen ausgelöst werden.
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Warum kommt Migräne so häufig in Entspannungssituationen?

Viele Migräniker merken, dass die Migräne nicht während des größten Chaos und Stress ausbricht, sondern erst danach. Wenn sie den ganzen Tag im Büro gearbeitet, sich über den Chef aufgeregt und anstrengende Telefonate geführt haben und sich dann auf den entspannten Feierabend freuen, wird ihnen dieser nicht selten durch einen Migräneanfall verleidet.

Eine Erklärung ist, dass der Körper den Blutzuckerspiegel in Stresszeiten dank Adrenalin und Cortisol künstlich hochhalten konnte und das Gehirn deshalb von der sich anbahnenden Krise nichts mitbekommen hat. Wenn der Migräniker nun abends entspannt, sinkt das Level an Stresshormonen automatisch – und der Blutzuckerspiegel fällt. Vielen Menschen, die nüchtern Sport treiben, geht es ähnlich – denn wer Sport treibt, verbraucht auch mehr Glucose.

Kortisonpräparate wie Prednisolon (quasi künstliches Cortisol) werden bei sehr schweren bzw. langanhaltenden Migräneanfällen (Status Migraenosus) eingesetzt, um diese zu beenden. Sie zählen zu den wirksamsten Mitteln hierfür. Da Cortisol blutzuckererhöhend wirkt (es fördert die Eiweißverzuckerung), kann möglicherweise diese Wirkung neben der entzündungshemmenden hierbei auch eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

Beta-Blocker hingegen, die häufig als Migräneprophylaxe eingesetzt werden, mildern die Wirkung von Adrenalin ab und können so verhindern, dass sich der migränegeplagte kohlenhydratessende Mensch durch Hypoglykämien völlig erschöpft.

Kohlenhydrate sorgen für schwankende Serotonin-Spiegel im Gehirn

Sehr viele starke, gut wirkende Migräneprophylaktika senken den Serotonin-Spiegel dauerhaft im Gehirn, so auch Beta-Blocker. Es ist gut möglich, dass diese serotoninstabilisierende Wirkung die Hauptwirkung dieser Prophylaxen darstellt. Kohlenhydrate hingegen lassen den Serotoninspiegel im Gehirn kurzfristig ansteigen, er sinkt jedoch auch schnell wieder ab. Da nun wieder eine Unterzuckerung folgt, wird erneut zur kohlenhydratreichen Mahlzeit gegriffen und der Serotoninspiegel steigt erneut etc. was also auch zu häufigen Schwankungen des Serotoninhaushalts führt – ein Vermeiden von schnellen Kohlenhydraten kann also auch auf diesem Weg prophylaktische Wirkung haben.

Kann menstruationsbedingte Migräne auch durch Ernährung beeinflusst werden?

Wer an menstruationsbedingter Migräne leidet, sollte in jedem Fall seinen (Sexual-)Hormonspiegel messen lassen. Viele Frauen weisen durch jahre- oder jahrzehntelange Pilleneinnahme oder andere Faktoren einen Progesteronmangel mit Östrogendominanz auf, was im Zusammenhang mit Migräne stehen kann.

So kann auch ein hoher Cortisolspiegel zu niedrigen Progesteronspiegeln führen – weil Progesteron in Stressituationen bevorzugt in Cortisol umgewandelt wird. Außerdem sinken die Progesteronspiegel während der Menstruation ganz natürlich – was bedeutet, dass weniger Cortisol gebildet werden kann, das den Blutzuckerspiegel der Migränikerin aufrecht erhalten würde.

Diese Hormonstörung kann mit bioidentischem Progesteron als Zäpfchen und/oder Salbe behandelt werden. Leider kennen sich viele Gynäkologen nicht mit dieser Vorgehensweise aus und empfehlen stattdessen, doch die Pille „durchzunehmen“, was zwar kurzzeitig die Beschwerden übertüncht aber das Grundproblem nur verschärft. In zahlreichen Onlineforen und Facebookgruppen gibt es Ärztelisten mit kompetenten Medizinern, die sich mit dieser Problematik auskennen, die entsprechenden Tests veranlassen und bioidentische Hormone verschreiben.

Manche Frauen jedoch benötigen auch Östrogengaben während der Migräneattacken, dies ist sehr individuell und muss mit einem Arzt ermittelt werden.

Doch auch Frauen, die an menstrueller Migräne leiden, können von einer Ernährungsumstellung profitieren. Nachweislich schwankt der Blutzuckerspiegel von Frauen während der Menstruation besonders stark – dies könnte auch ein Grund sein, warum viele Frauen in dieser Zeit regelrechte Heißhungerattacken haben. Während der Periode ist eine Migränikerin also noch anfälliger für Migräne. Während der Menstruation sinken die Östradiolspiegel, aber auch bestimmte Katecholamine und Magnesium. Katecholamine sind wiederum u. a. Adrenalin und Noradrenalin, die den Blutzuckerspiegel eines Migränikers sonst halbwegs stabil halten und es kommt wieder zu einer Energiekrise.

Von menstrueller Migräne betroffene Frauen, die sich zwar nach LCHF aber nicht zwingend durchgängig ketogen ernähren, können versuchen, während der Menstruation ketogen zu essen, um ihrem Körper noch mehr Energie zur Verfügung zu stellen und noch stärker zu Kokosöl und MCT-Öl greifen.

Was können Sie bei Migräne ernährungstechnisch unterstützend tun?

In jedem Fall ist es einen Versuch wert, für mindestens 3 Monate die Kohlenhydrate stark einzuschränken und sich fettreich zu ernähren. Sollten Sie in den ersten Tagen der Umstellung einen Migräneanfall bekommen ist dies ein ziemlich sicherer Hinweis, dass Ihrem Gehirn nun zur Energieversorgung Glucose fehlt und es darauf mit einem Migräneanfall reagiert.

Starke Migräniker sollten sich deshalb ein paar Tage frei nehmen, falls sie einen längeren Migräneanfall aufgrund des Kohlenhydratentzugs durchstehen müssen. Wenn Sie schließlich in den Fettstoffwechsel "gewechselt" haben, dankt Ihr Körper es Ihnen mit gleichbleibender Energieversorgung. Sind Blutzuckerschwankungen einer Ihrer Haupttrigger, können Sie diese damit vermeiden, ohne andauernd Mahlzeiten essen zu müssen und Sorgen haben zu müssen, wenn Sie außer Haus Hunger bekommen aber nicht essen können.

Zusätzlich können Sie für die Zukunft einige (rezeptfreie) Maßnahmen ergreifen:

  • Magnesium hat sich als geeignete Migräneprophylaxe erwiesen. Nehmen Sie mindestens 400 mg Magnesium am Tag ein, zum Beispiel das Migränepräparat Migravent Classic. Dieses enthält noch Vitamin B2.
  • Kaufen Sie sich Magnesium, das Sie zusätzlich immer bei sich tragen und sobald Sie das Gefühl haben, Migräne oder Nackenverspannungen zu bekommen, nehmen Sie ein Tütchen. Hier eignet sich zum Beispiel Granulat von Diasporal, das 400 mg Magnesium und keinen Zucker enthält.
  • Mutterkraut, Pestwurz und Mädesüß haben sich als wirksame Migräneprophylaxen bzw. vorbeugend gegen Kopfschmerzen erwiesen. Als Kapseln oder Tee können Sie diese einfach zu sich nehmen.
  • Kokosöl oder MCT-Öl versorgt den Körper in kürzester Zeit mit Ketonen – wenn Sie wissen, dass Sie einen stressigen Tag vor sich haben, essen Sie eine Extraportion am Morgen.
  • Yoga, Qui Gong, Pilates – all dies dehnt die Muskulatur, versorgt den Körper mit Sauerstoff und entspannt auch die Seele. Als Migräniker ist es hilfreich, sich anzugewöhnen täglich 20-30 Minuten Übungen zu praktizieren. Nackenverhärtungen und minderdurchblutete Muskeln haben so weniger Chancen, einen Migräneanfall direkt zu triggern und auch der Adrenalinspiegel wird dauerhaft niedriger gehalten und die Nebenniere entlastet.
  • Erlernen einer Entspannungsmethode, die Ihnen Spaß macht und gut tut – dies reduziert Stress und sorgt für verminderte Reizanfälligkeit
  • Bei Beginn eines Migräneanfalls oder währenddessen wenn möglich zurückziehen, von Reizen abschirmen, entspannen, schlafen, ausruhen. Auch wenn ein Triptan oder ein Schmerzmittel die Attacke scheinbar "gestoppt" hat, läuft der Anfall im Hintergrund weiter. Wird nun nicht ausreichende Ruhezeit eingehalten, obwohl es Ihnen besser geht, provozieren Sie aufgrund der Reizüberflutung direkt eine neue Attacke. Viele wertvolle Informationen rund um Migräne finden Sie auf der Website der Kopfschmerzklinik Kiel.
  • Moderater entspannter Ausdauersport wie beispielsweise Trampolinspringen oder Walken wirkt positiv sowohl auf das vegetative als auch das hormonelle System. Die Reaktion des Körpers auf Adrenalin fällt mit der Zeit milder aus und die Stressreaktionen verbessern sich.
  • Bei Migräne kann außerdem ein erfahrener Hormon-Spezialist aufgesucht werden, der eventuelle Störungen aufdeckt und mit entsprechenden Präparaten und Therapien behandelt. Auch die Schilddrüse kann hier Teil des Problems sein und sollte untersucht werden. Hier sind in jedem Fall die Werte ft3, ft4 und der TSH-Wert zu bestimmen. Suchen Sie auch hier einen erfahrenen Arzt auf. Wenn ein Arzt nur Ihren TSH-Wert bestimmen möchte, kennt sich dieser möglicherweise nicht ausreichend aus, denn dies hat keine ausreichende Aussagekraft.
  • Testen Sie, ob biogene Amine wie Tyramin und Histamin eine Rolle bei Ihrer Migräne spielen. Diese können den Blutdruck und die Blutgefäße beeinflussen und so möglicherweise auch zu Migräne beitragen. Lebensmittel, die sehr histamin- bzw. tyraminreich sind, sind Alkohol, vor allem Rotwein (enthält wie Schokolade auch eine große Menge an Polyphenolen, die im Verdacht stehen Migräne auszulösen), langgereifter Käse, Kakao, Schokolade, Sauerkraut, Tomaten, Spinat, Nüsse, lang gelagerte Lebensmittel wie Dosenfisch, manche Essigsorten etc. Weitere Informationen zu Histaminen und Tyraminen finden Sie beispielsweise hier.
  • Auch einige Medikamente sorgen für gesteigerte Histaminfreisetzung.
  • Testen Sie, wie Sie auf Rohkost reagieren, wenn Sie auf eine Low Carb High Fat Ernährungsform umsteigen. Rohkost ist schwerer verdaulich und kann im Magen gären. Es bilden sich Fuselalkohole, die bei manchen Betroffenen wieder zu Migräne führen können.
  • Falls Sie Raucher/in sind, hören Sie das Rauchen auf. Bei Migränikern mit Aura liegt ein erhöhtes Schlaganfallrisiko vor, diese sollten dies besonders beachten.

Weitere mögliche Behandlungen von Migräne abseits der Schulmedizin

Laut Dr. Ulrich Selz, Migränespezialist und Buchautor, können folgende alternativmedizinische Behandlungen bei Migräne erfolgreich sein:
  • Behandlung mit Wurmkuren, falls eine bis dato nicht bekannte, parasitäre Belastung vorliegt. Diese kann durch das Essen von rohem Fleisch, eine Lebensmittelvergiftung, das Trinken von belastetem Trinkwasser etc. entstanden sein. Die Ausscheidungen der Parasiten stellen eine starke Belastung für den Organismus dar.
  • Behandlung mit Infusionen, die für eine Ausleitung von Schwermetallen sorgen. Wenn eine überlastete Leber nicht mehr in der Lage ist, die in unserer Nahrung und Umwelt enthaltenen Schwermetalle entsprechend abzutransportieren und abzubauen, können sich diese im Körper anreichern und eine dauerhafte Belastung darstellen, die zu Migräne führen kann.
  • Behandlungen vorhandener Hormonstörungen wie Schilddrüsenfehlfunktionen, Progesteronmangel (mit Östrogendominanz) oder Östrogenabbaustörungen. Wichtig ist hier normalerweise der Verzicht auf die "Pille" und das Einsetzen von bioidentischen Hormonen als Salbe, Kapseln oder Zäpfchen.
  • Auch Fehlregulationen im Stoffwechsel wie ein Mangel an Serotonin, DHEA oder Melatonin können Migräneanfälle auslösen.
Laut Dr. Roland Pfeiffer, Migränespezialist und Buchautor, können außerdem folgende alternativmedizinische Behandlungen bei Migräne erfolgreich sein:
  • Durchführen einer gezielten Neuraltherapie. Hier werden in sogenannte Triggerpunkte an HWS, BWS und LWS oder auch an anderen Regionen verdünnte Lokalanästhetika gespritzt, um dauerhaft Muskulatur zu lockern. Dies muss in kurzen Abständen geschehen und ist besonders für Menschen mit Schleudertrauma bzw. HWS-Syndrom hilfreich.
  • Behandlung nach Dr. Kuklinski für Menschen mit instabiler Halswirbelsäule. Dr. Kuklinski begründete die sogenannte Mikronährstofftherapie um durch eine instabile Halswirbelsäule entstandene Fehlregulierungen und Mitochondriopathien zu behandeln. Hierzu gehört das Spritzen hochdosierten Vitamin B12 und die Einnahme anderer Nährstoffe. Die Reihenfolge der Einnahme und Dosierung der Nährstoffe spielt hier eine große Rolle.
  • Einnahme von Antihistaminika und Daosin. Viele Migräniker haben einen Diaminoxidase-Mangel und ein Problem mit histaminhaltigen Nahrungsmitteln. Hier kann die tägliche Einnahme von Loratadin und Daosin helfen (beides rezeptfrei).
  • Manualtherapeutische/osteopathische Behandlung: Einige Menschen haben dauerhafte Fehlhaltungen (Hüftschiefstand, Beinlängendifferenz, Skoliosen etc.), die auf Dauer zu solchen Verspannungen führen, dass bei entsprechender Veranlagung Migräne ausgelöst werden kann. Haltungstraining, Schuheinlagen und/oder osteopathische bzw. manualtherapeutische Behandlung eines versierten Therapeuten können hier dauerhaft Blockaden lösen und von Migräne befreien.
  • Entzündungen oder tote/eitrige Zähne im Mundraum. Sehr umstritten ist es, einfach ohne Nachweis und aufgrund obskurer Diagnosetechniken Zähne zu ziehen um "Störfelder" im Körper zu beseitigen. Jedoch kann eine nicht erkannte Entzündung im Mundraum zu Migräne und Kopfschmerzen führen. Man muss hierbei unbedingt darauf achten, einen seriösen und gewissenhaft arbeitenden Zahnarzt zu konsultieren, der die entsprechenden Gerätschaften hat.

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