Kohlenhydrate und Gluten
und ihre Auswirkungen auf das Hormonsystem

Insulin und Stresshormone (Adrenalin, Cortisol)

Wenn mehr Kohlenhydrate über die Nahrung aufgenommen werden, als aktuell vom Körper direkt verbraucht werden können, wird die aufgespaltene Glucose mithilfe von Insulin in die Zellen transportiert, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Leber und Muskelzellen speichern sie entweder als Glykogen (dies kann nur zu einem gewissen Teil geschehen) oder als Fett.

Aufgrund fehlender Anpassung an unsere kohlenhydratreiche Ernährung leiden viele Menschen (vermutlich genetisch bedingt) an einer Kohlenhydratunverträglichkeit. So reagieren diese häufig verspätet auf die Glucose im Blut, das bedeutet, das Insulin kommt verspätet und der Blutzuckerspiegel steigt stark an. Hierdurch bedingt wird eine sehr starke Insulinreaktion ausgelöst, die das Blut wiederum zu leer räumt – der Blutzuckerspiegel fällt zu stark ab.

Der Körper muss den Blutzuckerspiegel nun wieder anheben. Hierfür steht ihm Adrenalin zur Verfügung, das dafür sorgt, dass Glucose aus den Glucose-Speichern freigesetzt wird. Außerdem stimuliert Cortisol, ein Stresshormon, das in der Nebenniere gebildet wird, die Leber mittels Gluconeogenese aus körpereigenem Eiweiß selbst Glucose produzieren – Cortisol sorgt also für die Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Auf diesen Wegen also schafft es der Betroffene, aus dem Unterzucker zu kommen. Auch die Schilddrüsenhormone spielen hier eine Rolle.

Dieses ständige Auf und Ab bedeutet für den Körper jedoch starken Stress und kann auf Dauer zu erschöpften Nebennieren, chronischer Migräne, Müdigkeit und vielen weiteren Symptomen führen.

Eine ausführliche Beschreibung über diese Vorgänge erhalten Sie in den Texten über Migräne und Hypoglykämie/Kohlenhydratunverträglichkeit. Sinnvoll ist in diesem Fall eine kohlenhydratarme, blutzuckerstabilisierende Ernährungsweise.

Leptin

Leptin ist ein Hormon, welches den Energieverbrauch kontrolliert und das Hungergefühl steuert. Außerdem spielt es eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel. Leptin spielt für Menschen, die abnehmen möchten, eine sehr große Rolle, denn es steuert Appetit und den Energieverbrauch und signalisiert dem Menschen, dass er nun satt ist. Dies geschieht, indem sich Leptin an Rezeptoren im Gehirn bindet. Sind viele Rezeptoren besetzt, ist also viel Leptin vorhanden, fühlen wir uns satt.

Leptin wurde erst 1994 durch Jeffrey Friedman entdeckt und ist seitdem Gegenstand vieler Forschungen rund um das Thema Abnehmen. Leptin wird hauptsächlich von Fettzellen gebildet und je mehr Fett Sie besitzen, je dicker Sie also sind, desto mehr Leptin wird gebildet, der Körper müsste sich eigentlich ausreichend satt fühlen.

Das „Gemeine“ ist jedoch, dass Übergewicht auch meistens mit erhöhten Bluttfettwerten einhergeht, und diese blockieren die Leptinwirkung. Infolgedessen stellt sich das Sättigungsgefühl also nicht ein. Das Leptin kann aufgrund der erhöhten, blockierenden Blutfettwerte die Blut-Hirn-Schranke nicht im nötigen Umfang überwinden und so auch nicht an die Rezeptoren binden, die ein Sättigungsgefühl hervorrufen würden – auf Dauer kann sich so eine Leptinresistenz bilden, was bedeutet, dass Sie immer weiter zunehmen weil das natürliche Sättigungsgefühl außer Kraft gesetzt wird. 

Auch der Verzehr großer Mengen an Fructose trägt nicht unwesentlich zu einer Leptinresistenz bei, da diese ebenfalls stark die Blufettwerte erhöht, welche wie bereits erwähnt den Leptintransport beeinträchtigen und daher verhindern, dass Leptin ausreichend an den Stellen des Gehirns aufgenommen werden kann, wo es zur Regulierung des Sättigungsgefühls benötigt wird.

Ein Faktor, der ebenfalls zur Leptinresistenz beitragen kann, sind hohe Mengen an Lektinen, wie sie in manchen Getreidesorten, Bohnen, Nüssen aber auch Nachtschattengewächsen vorkommen können. Durch Erhitzen werden diese jedoch meist unschädlich gemacht. Die höchsten Konzentrationen finden sich in Weizen und Soja. Lektine sind Proteine, die hauptsächlich in Pflanzen vorkommen. Manche Lektine binden sich an Darmwände und können so den Dünndarm beschädigen und zu einem Leaky Gut-Syndrom führen.

Außerdem kann Leptin auch Vorbote einer Insulinresistenz, der Vorstufe eines Diabetes, sein.

Das Vermeiden von stark lektinhaltigem Getreide und Fructose ist somit ein wichtiger Bestandteil eines Abnehmprogramms, um die Sensibilität gegenüber Leptinen wieder zu erhöhen und so zu einem gesunden Sättigungsgefühl zurückzufinden.

Schwankende Östrogenspiegel als „Nebenwirkung“ von Zöliakie

Gluten ist ein Protein, ein Klebereiweiß, das in den meisten gängigen Mehlspeisen wie Nudeln, Brot, Brötchen, Pizza etc. enthalten ist.
Zöliakie ist eine genetisch bedingte, nicht heilbare Autoimmunerkrankung, die durch Gluten ausgelöst wird. Hier wird zunächst der Darm stark in Mitleidenschaft gezogen. Eine nicht erkannte oder nicht behandelte Zöliakie kann die Darmschleimhaut jedoch auf Dauer so sehr schädigen, dass diese die Nährstoffe aus der Nahrung nicht mehr ausreichend aufnehmen kann. Ein Dschungel aus diffusen Symptomen wie Magen-Darm-Beschwerden, starker Müdigkeit und Erschöpfung sind die Folgen. In schweren, seltenen Fällen kann eine nicht behandelte Zöliakie tödlich enden. Häufig wird eine Zöliakie nicht erkannt, obwohl sie mit schulmedizinischen Mitteln mittels der Bestimmung der Transglutaminase-Antikörper (tTg) recht gut eingegrenzt und anschließend mittels einer Gewebeprobe-Entnahme aus dem Darm einfach verifiziert werden kann.

Etwa ein Prozent der Europäer und Amerikaner leiden an dieser Autoimmunerkrankung, viele davon wissen es nicht.
Doch immer mehr Menschen leiden an einer Gluten-Sensibilität, das heißt sie haben kein Autoimmungeschehen, vertragen jedoch den Verzehr glutenhaltiger Speisen nicht oder nur schlecht. Ein aufgeblähter Bauch, Schmerzen oder Durchfall sind typische Symptome einer Gluten-Sensibilität.

Mehrere Untersuchungen an Frauen mit Zöliakie zeigten, dass diese besonders häufig an einem monatelangen Ausbleiben der Regel, Unfruchtbarkeit oder verminderter Eierstockreserve litten.
Quelle: “Die Hormonkur“, Sara Gottfried, 3. Auflage 2016, S.412 f

Frauen mit Zöliakie, die vorzeitig in die Wechseljahre kommen und an Unfruchtbarkeit und verminderten Eierstockreserven leiden, können dies durch glutenfreie Ernährung rückgängig machen.
Quelle: “Die Hormonkur“, Sara Gottfried, 3. Auflage 2016, S.413 f

Ein Zusammenhang zwischen weiblichen Sexualhormonen und Zöliakie ist somit nahezu gesichert.

Insulinresistenz und Androgene

Androgene zählen zu den Geschlechtshormonen, die beispielsweise für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane mit verantwortlich sind – ein weitläufig bekanntes Androgen ist Testosteron, aber auch DHEA, Androstendion, Androstendiol, Androsteron und DHT zählen dazu.

Frauen, die unter einem Androgenüberschuss leiden, haben häufig ein polyzistisches Ovar (PCO), das heißt die Menge an Geschlechtshormonen schwankt. Viele Frauen mit PCO bekommen vermehrte Behaarung und Hautsymptome wie Akne.
In ihrem Buch „Die Hormonkur“ beschriebt die Ärztin Sara Gottfried, dass die meisten Frauen mit hohen Androgenspiegeln auch an einer Insulinresistenz leiden.
Quelle: “Die Hormonkur“, Sara Gottfried, 3. Auflage 2016, S.249 ff


Bei einer Insulinresistenz verliert Insulin zunehmend seine Wirkung, da die Zellen, die eigentlich Glucose aus dem Blut aufnehmen sollten, nicht mehr entsprechend auf das Insulin, den Schlüssel für die Glucose, reagieren. So entsteht dauerhaft ein hoher Insulin- und Blutzuckerwert. Ein hoher Insulinspiegel aber wiederum führt zu einer Überzahl an Androgenen (u. a. Testosteron) in den Eierstöcken. Er führt aber auch dazu, dass die Leber weniger Proteine produziert, die das übermäßig produzierte Testosteron in Schach halten würden. Dies wiederum führt zu mehr freiem Testosteron mit den oben genannten Folgen eines Testosteronüberschusses.
Jedoch ist nicht bekannt, ob die Insulinresistenz zum Androgenüberschuss führt oder umgekehrt, bekannt ist jedoch, dass ein hoher Insulinspiegel die Eierstöcke dazu anregt, vermehrt Testosteron zu produzieren.

Weiter schreibt sie, dass eine Insulinresistenz außerdem die Aktivität eines Enzyms (Aromatase) erhöhen kann. Dieses Enzym ist vor allem für die Bildung von Östrogenen verantwortlich – somit wird durch Insulinresistenz eine Grundlage für eine Östrogendominanz geschaffen, die wiederum zahlreiche Probleme und Symptome mit sich bringen kann.

Auch werden durch eine Insulinresistenz bestimmte Entzündungsmarker wie Interleukine, Zytokine oder Adopokine erhöht, was zu unterschwelligen chronischen Entzündungen führen kann.

Als Hauptursachen für einen Androgenüberschuss nennt Sara Gottfried chronischen Stress, da hier vermehrt Cortisol freigesetzt und Androgene gebildet werden, Fettleibigkeit u. a. aufgrund der weiter oben genannten Insulinresistenz-Problematik, Eierstocktumore und angeborene Nebennierenhyperplasie.

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Quellenangabe: