Kontraindikationen/Achtung
Wann ist bei LCHF Vorsicht geboten?

Ketogen eignet sich nicht für jeden

Auch wenn eine kohlenhydratarme, fettreiche Ernährungsweise viele gesundheitliche Vorteile gegenüber kohlenhydratreicher und fettarmer Ernährung hat und Menschen mit verschiedensten Symptomen und Krankheiten helfen kann, ist sie nicht für jeden Menschen geeignet. Es gibt Erkrankungen bzw. Stoffwechselstörungen, bei denen diese Ernährungsweise kontraindiziert bzw. gefährlich ist oder ein besonderes Vorgehen nötig ist.

Schwere Herzerkrankungen

Wer an schweren Herzerkrankungen wie Herzschwäche (Primäre Kardiopathie, Kardiomyopathie) leidet, sollte niemals ohne ärztliche Rücksprache abrupt eine ketogene Ernährung beginnen.

Der Grund ist, dass der Körper, wenn ihm Kohlenhydrate entzogen werden, zunächst mittels Gluconeogenese aus Eiweiß Glucose herstellt, um seine Zellen weiter mit Zucker zu versorgen. Erst nach einigen Tagen bis Wochen ist man normalerweise in der Lage, aus Nahrungsfett Ketone zu gewinnen und so die Energieversorgung zu gewährleisten.

Herzkranke Menschen aber sind häufig nicht belastbar und stark geschwächt. Verlieren diese Menschen nun zusätzlich viel Eiweiß, kann dies zu einer zusätzlichen Schwächung führen, die das Herz möglicherweise nicht oder nur schwer verkraftet.
Betroffene sollten also unter fachkundiger Aufsicht in sehr kleinen Etappen über Monate Schritt für Schritt die Kohlenhydrate reduzieren und den Fettanteil entsprechend erhöhen. So gewöhnt sich der Körper langsam an die neue Situation und es wird nicht zu viel Eiweiß abgebaut.

Probleme mit der Gallenblase/Fehlende Gallenblase

Entgegen der Meinung vieler Menschen produziert die Gallenblase selbst keine Galle, sondern die Leber. Die Aufgabe der Gallenblase ist es, die produzierte Galle zu speichern, zu verdicken oder an den Zwölffingerdarm abzugeben.
Gallenflüssigkeit wird für die Verdauung von Fett benötigt. Die Gallenblase kann ca. 50 bis 60 ml Galle aufnehmen, produziert werden täglich von der Leber jedoch von einem halben bis zu einem Liter.
Um dennoch die Menge an Galle, die zur Fettverdauung nötig ist, speichern zu können, entziehen die Schleimhautzellen in der Gallenblase der Gallenflüssigkeit Wasser – sie dicken diese also ein. So verringert sich ihr Volumen um etwa 90%.
Die Gallenflüssigkeit wird von der Galle zur Fettverdauung an den Zwölffingerdarm abgegeben um dort Fette für die Verdauung vorzubereiten.

Wer nun keine Gallenblase mehr hat, muss nach gängigen Empfehlungen sehr gut aufpassen, wie viel Fett er isst bzw. wie er dieses verträgt. Eine ketogene Ernährung bzw. LCHF-Ernährung sollte in jedem Fall mit einem erfahrenen Arzt besprochen werden. Die Fettmenge sollte langsam gesteigert werden, ein abrupter Beginn einer ketogenen Diät ist nicht empfehlenswert. Es berichten jedoch viele Menschen ohne Gallenblase davon, dass sie problemlos eine fettreiche Low Carb Ernährung durchführen können. Auch gibt es Berichte, dass kohlenhydratarme und fettreiche Ernährung eine Gallenblasen-OP erst überflüssig machte.

Da die Galle selbst nur ein Speicherorgan für Gallensaft ist, selbst aber keinen produziert, kommt es meist nach der Entfernung der Galle zu einer Erweiterung der Gallengänge in der Leber. Wer Leberprobleme/Leberentzündungen hat, muss dies gut im Auge behalten.

Auch Menschen, die Gallensteine haben, müssen sehr vorsichtig sein und eine Low Carb Ernährungsweise mit ihrem Arzt absprechen. 

Genetisch bedingte Stoffwechselstörungen

Störungen der Fettsäureoxidation

Menschen die von einer Fettsäureverbrennungs-Störung betroffen sind haben einen Defekt bestimmter Enzyme und Transporter, was dazu führt, dass sie kurz-, mittel- oder langkettige Fettsäuren nicht richtig abbauen. Stoffwechselprodukte sammeln sich deshalb im Blut an, was toxische Folgen für Gehirn-, Muskel- und Leberfunktionen hat. Auch kann aus den Fettsäuren nicht ausreichend Energie bezogen werden, weshalb Fasten und längere Hungerperioden vermieden werden müssen.

Die Therapie besteht u.a. in kohlenhydratreicher Nahrung und im Akutfall Glucoseinfusionen.

Ketogene Ernährung kann in diesem Fall nicht durchgeführt werden.

Störungen, bei denen die Leber keine Glucose bildet

Ein gesunder Mensch, der sich in Ketose befindet, bildet trotzdem aus Eiweiß in seiner Leber Glucose, um alle Zellen, die auf Zucker zur Energiegewinnung angewiesen sind, versorgen zu können. Hierzu zählen beispielsweise die roten Blutplättchen oder das Nierenmark. Ist dieser Vorgang nun gestört, könnten diese Zellen nicht mit Zucker versorgt werden, da nur Ketonkörper zur Verfügung stehen.
Eine solche genetische Erkrankung ist beispielsweise ein Pyruvat-Carboxylase-Mangel. Pyrovat-Carboxylase ist ein Enzym, das zur Gluconeogenese (Eiweißverzuckerung) zwingend erforderlich ist.

Auch diese Menschen können keine ketogene Ernährung durchführen.

Störungen bei der Bildung von Ketonkörpern

Es gibt Störungen, bei denen die Leber nicht in der Lage ist, Ketonkörper herzustellen. Eine solche Störung ist der sogenannte Acyl CoA-Dehydrogenase-Defekt. Betroffene Menschen können Fettsäuren nicht richtig abbauen, dies ist ein angeborener Gendefekt, der etwa einen von 50.000 Menschen betrifft.

Erkrankte sollten regelmäßige Mahlzeiten (etwa alle 2 Stunden) zu sich nehmen, Carnitin und Riboflavin einnehmen und in akuten Stoffwechselkrisen Glucose zu sich nehmen.

Ketogene Ernöhrung kann hier nicht durchgeführt werden.

Störungen, bei denen Ketonkörper nicht verwertet werden können

Manche Menschen können Ketonkörper zwar bilden, diese jedoch nicht nutzen (zum Beispiel durch HMG-CoA-Synthase-Mangel). Solche Stoffwechselstörungen sind ebenfalls genetisch vererbt und kennzeichnen sich durch Hypoglykämien im nüchternen Zustand aus. Auch hier muss in akuten Krisen (zum Beispiel ausgelöst durch zu lange Nahrungskarenz) Glucose verabreicht werden. Zudem müssen Betroffene darauf achten, keine zu großen Abstände zwischen den Mahlzeiten zu lassen.

Auch diese Menschen können keine ketogene Ernährung durchführen.

Störungen der Insulinbildung in der Bauchspeicheldrüse

Wenn beispielsweise eine genetisch bedingte krankhafte Vermehrung der Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse vorliegt, was zu starken Nüchternhypoglykämien führt, kann keine ketogene Ernährung durchgeführt werden. Auch hier müssen lange Hungerperioden vermieden werden.
All diese Störungen sind genetisch bedingt und betreffen häufig schon Säuglinge. 

Besondere Vorsicht geboten

Ketogene Ernährung sollte bei folgenden Stoffwechselerkrankungen nur unter fachkundiger Betreuung und mit Vorsicht durchgeführt werden, da sich diese Erkrankungen durch eine Reduktion der Kohlenhydrate und ein Erhöhen des Fettanteils verschlechtern können:
  • Intermittierende Porphyrie (Störung der Häm-Biosynthese)
  • Primäre (und eingeschränkt auch sekundäre) Hyperlipidproteinämie (erhöhte Cholesterin-, Lipid- und Triglyceridkonzentration im Blut)
  • Bestimmte Mitochondriopathien (Störungen in der Atmungskette)
     
Außerdem können sich folgende Krankheiten durch ketogene Ernährung verschlimmern:
  • Long QT-Syndrom (lebensgefährliche Krankheit, die zum plötzlichen Herztod führen kann)
  • Nierensteine
  • Rezidivierende Bauchspeicheldrüsenentzündung
Sie kennen weitere Krankheiten oder Symptome, bei denen eine ketogene Ernährung bzw. LCHF-Ernährung nicht angezeigt, gesundheitsgefährdend oder gefährlich wäre? 

Bitte informieren Sie uns, wir werden diese Liste gerne erweitern!

Generell empfehlen wir, wenn eine Krankheit besteht, immer zunächst mit einem in LCHF-Ernährung kundigem Arzt oder Ernährungsberater zu sprechen, ob ein Risiko besteht, wenn eine stark kohlenhydratreduzierte Ernährungsform praktiziert wird.

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